[C.] Vernunft
§ 26
Die Vernunft erscheint in Beziehung auf die Verstandes- und Urteilsbestimmungen als die dialektische Bewegung derselben.
§ 27
Die Dialektik der Vernunft besteht in dem Aufzeigen der Natur dieser Bestimmungen, oder vielmehr in der Natur dieser Bestimmungen selbst, an sich nicht das zu sein, als was sie in ihrer Bestimmtheit gesetzt sind, sondern in ihr Entgegengesetztes überzugehen. Das Dialektische der Vernunft, insofern sie nur zunächst das Aufheben der Bestimmung ist, ist daher zunächst etwas Negatives.
§ 28
Das Dialektische der Bestimmungen kann auch so vorgestellt werden, daß von einem ontologischen Satze, der vom Seienden eine Verstandesbestimmung aussagt, ebensosehr auch das Gegenteil als er selbst bewiesen werden kann.
§ 29
Von dem Seienden kann teils die eine Kategorie so sehr als die entgegengesetzte überhaupt ausgesagt werden; teils, insofern das Seiende durch die Kategorie als ein endliches oder bedingtes ausgesagt wird, hat die negative Dialektik die Form, daß das Seiende zugleich als endlich und zugleich als unendlich im gewöhnlichen Sinne des Worts vorgestellt wird.
Unendl. Hinausgehen über die Bestimmung α) Welt - Anfang, und begrenzt im Raume β) Atome, ins Unendliche teilbar γ) erste unbedingte Ursache, oder Fortgehen ins Unendliche
§ 30
Diese Darstellungen sind Antinomien der Vernunft genannt worden, - welcher Ausdruck nicht so zu verstehen ist, als ob die Vernunft unfähig wäre, das Wesen des Seienden zu erkennen, und darin nur [in] Widerspruch geriete, sondern so, daß in die Bestimmungen, wie der Verstand sie festhält, dieser Widerspruch fällt.
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