Die geistige Religion
§ [19]
Das Geistige der Religion besteht darin, daß der Mensch mit dem absoluten Wesen sich in Beziehung setzt, seine Einigung mit ihm hervorzubringen und sich derselben bewußt zu werden strebt.
Kluft zwischen dem Endlichen und Unendlichen. Wir machen zuerst diese Kluft. Nicht einseitig, sondern ebensosehr ein Entgegenkommen, Herablassen Gottes, göttliche Gnade; - (Religion der Furcht und der Liebe, beides notwendig und wesentlich.)
§ [20]
Dieses Tun ist nicht einseitig und die Religion nicht bloß eine subjektive Erhebung, Verehrung von seiten des Menschen, sondern es setzt voraus, daß Gott seinerseits sich dem Menschen nähere, und ist ein Vertrauen in die göttliche Gnade.
Die Religion ist an und für sich selbst ein absolutes Tun; - nicht ein willkürliches der Menschen zu ihrem eigenen Besten; Leben Gottes in seiner Gemeinde. Das leibliche Essen und Trinken; - wissenschaftliche, rechtliche Leben - Zweck leibliche Existenz. Die Religion [sagt man, sei] nützlich, wenn schon keine objektive Wahrheit in ihr.
§ [21]
Dies geistige Wechselverhältnis und Wechseltun macht das Prinzip lebendiger Religion aus, und seine wirkliche Darstellung ist der Kultus der Gottesverehrung.
Auch moralische Religion ist so ein Subjektives, gebaut auf Moralität, und Zweck die Moralität des Menschen
§ [22]
Gott ist, weil er Geist ist, nicht als das unbewegte Wesen zu betrachten, sondern als absolute Aktuosität, zuerst als lebendiger Gott, der in der Natur seine Gestalt darstellt und offenbart.
§ [23]
Es gehört dazu erstlich zu wissen, was das Wesen und das Tun Gottes ist; die Belehrung hierüber war ehemals das Amt weiser Männer und die ursprüngliche absolute Bestimmung der Kunst und vornehmlich der Dichtkunst. Sie ist einesteils Auslegung der Natur und der Geschichte, andernteils Gestaltung des Gedankens von Gott und seinem Tun für die äußere Wahrnehmung und Vorstellung.
Bücher der Bibel sind rhythmisch, Gedichte, nicht Prosa. Homer enthält eine Welt, Universum - aus dem inneren Leben seiner Nation, als ob diese es gesungen hätte. Homer nicht ein Individuum. - Gott offenbart sich in Natur und Geschichte - es ist sein Tun; aber die Hauptsache [ist,] ihn darin zu erkennen.
Feste, landwirtschaftliches zum Besten der Pferdezucht.
Bei den Alten, daß sie ein göttliches Tun zur Ehre, nicht zu einem Nutzen oder Zweck (des Krieges), sondern um seiner selbst willen [feiern].
Mythologie, Mythen.
Propheten, denen es der Geist, Gott, Apoll geoffenbart hat, sie sprechen nicht aus sich selbst; natürliches Genie; - sondern göttliche Eingebung,
Schmerz, Aufopferung seiner selbst; Homer, alter blinder Mann.
Pathos.
Hesiods Theogonie.
Orpheus führte thrakische Mysterien ein.
Griechen teils Priester, teils die Könige opferten selbst.
Die Natur muß von Menschen geoffenbart werden, Gott offenbart sich selbst.
Weiber gaben sich der Venus Astarte zu Ehren preis; dies das göttliche Tun.
Gott lebt in seiner Gemeine; bei den Griechen nur einzelne Erscheinungen und Handlungen desselben.
Orakel über einzelne Begebenheiten.
Dichtkunst wird symbolisch - als sie Ideen enthält. Kunst und Dichtkunst nicht Zierate.
Auslegung; Theogonie, Mythologie überhaupt.
Äsopische Fabel; - Adlers Nest verbrannte durch Kohlen, die er mit Fleisch von einem Altar dahin brachte. - Fledermaus.
Lauf der Gestirne, ein göttliches Tun.
Nestor in Homer, als das Meer rauschte, da Achill in seinem Schmerz einsam saß (oder bei seinem Begräbnis in der Odyssee), erklärt dies als Kommen seiner Mutter.
Priester beständige Auslegung; Vorbedeutungen - alles Bedeutung eines göttlichen Tuns; Erscheinungen, Begebenheiten; -
Gestaltung; Suchen nach Gestalt, wirkliche Gegenwart, Unvollkommenheit des Gedankens - zuerst Sterne; Blumen; Tiere, menschliche Gestalt; wirklicher Mensch selbst -
Theogonie allgemeines göttliches Tun, Erzeugung der Götter; Hauptbegebenheit der Sturz der Titanen, alte und neue Götter - Symbolik.
Verwandlungen in Blumen; Entstehung der Rosen; Tropfen des göttlichen Bluts.
Ovids Metamorphosen; eine solche Bildung des Bewußtseins, als seine Bearbeitung und Formierung hineinbringt, kontrastiert mit der Form des Geistes, in welcher der Inhalt geschieht; Wahrheit eine ganz andere Bedeutung.
Auslegung der Natur, Blumen, Vergeistigung, Auffassen ihres Charakters.
Auslegung der Blitze usf., bei Moses feuriger Busch; ein göttliches Tun; Schauen Gottes in Allem.
Erkennen.
§ [24]
Die Belehrung ist näher erstens Auslegung der Natur, als eines göttlichen Tuns, in Fabeln und Mythen, und in Beziehung auf menschliches Tun als eines Zeichens. Zweitens die moralische Belehrung zeigt dem Menschen in dem Bewußtsein seiner Vernunft das göttliche Gesetz auf, welches für das Einzelne seines Handelns der allgemeine bestimmende Grundsatz ist. Die dritte Belehrung betrifft die selbständige Natur Gottes und seines Handelns.
Vergewisserung seines Inneren, was der Mensch in sich weiß, anschaut, fühlt, beschließt, - als ein Ansich außer seinem zufälligen Bewußtsein als Natur. Wenn der Mensch Gott sieht, fühlt, erkennt, dann ist er gegenwärtig. Aufmerksam machen auf sein Inneres; - Dämon des Sokrates, Moralität.
§ [25]
(Die Gestaltung des Göttlichen für die Anschauung und Vorstellung ist das Werk der schönen Kunst.
§ [26]
Im Kultus gibt der Mensch als Individuum sich das Bewußtsein seiner wirklichen und gefühlten Einigkeit mit dem göttlichen Wesen, indem er in der Andacht sich selbst in ihm theoretisch vergißt, praktisch von seinem Eigentum aufopfert und im Genusse der wirklichen Gegenwart in sich bewußt wird.) [nicht weiter ausgeführt]
§ [27]
1. Das Werden und der Zusammenhang der bewußtlosen Natur wird als göttliches Tun oder als göttliches Abbild der Natur des Geistes nur in der Philosophie erkannt. [am Rand:] Dienende, unlebendige Natur, nur zweckmäßige; göttliche als lebendig.
(2. Der unerkannte Zusammenhang des selbstbewußten Handelns und seiner Erfolge ist als Schicksal oder Notwendigkeit.
§ [28]
3. Der durch Vernunftprinzipien bestimmte Zusammenhang des Handelns und der Erfolge, das zweckmäßige Werden der Weltbegebenheiten und der Schicksale der Einzelnen ist die Vorsehung. Der Glaube an dieselbe ist ein moralischer Glaube.
§ [29]
Der moralische Glaube enthält erstens absolute Gesetze und Zwecke) [am Rand ] Glückseligkeit
§ [30]
Was das erste betrifft, so ist die eine Seite der Natur die äußere Zweckmäßigkeit, die natürlichen Dinge sind so beschaffen, daß sie ihren Begriff nicht vollständig in ihrer Existenz enthalten, sondern dazu zunächst mehrere besonders existierende Dinge, überhaupt aber die Totalität gehört, in der allein das Absolute ausgedrückt ist.
§ [31]
Die Natur aber in ihrer Wahrheit als göttliches Abbild, insofern die Absolutheit in ihnen enthalten, ist die innere in sich beschlossene Zweckmäßigkeit der natürlichen Dinge, - ihre Lebendigkeit.
(Mechanische, tote, gedrückte Betrachtungsweise,) Alles Leben, - voll Leben; - Leben gebärende Erde, Meer, Sonne, - Naturgötter - Höhere Verwandtschaft mit dem Geiste als mit seinen Zufälligkeiten, Einzelheiten - Isis - nähere Verwandtschaft als griechische Prophezeiungen Materie lebendig; - göttlich, aber darum nicht Gott. Schönheit, freie Natur. - Rauscht vom Leben in toten Dingen, Kräfte gegeben, Dinge und Kräfte getrennt - ob dies wahr ist, daß sie dies haben. Aber der Inhalt, die Sache nichts Wahres.
§ [32]
Die Lebendigkeit ist näher die Darstellung des Geistes, weil sie der Begriff ist, dem die Realität angemessen, und dieser in seiner Äußerlichkeit der ganze Begriff ist; - aber sie ist auch nur natürliche Darstellung desselben und weist über sich hinaus, weil der Begriff als Leben nicht in der Form des Begriffs zugleich frei von seiner Äußerlichkeit vorhanden ist.
Beweise für das Dasein Gottes aus der Natur; - sie beweist nur Leben oder Göttlichkeit - weist über sich hinaus.
§ [33]
2. Der Zusammenhang des selbstbewußten Handelns und seiner Erfolge in der Geschichte des einzelnen Menschen oder in der Weltgeschichte als begrifflos vorgestellt, so ist dies der Glaube an das Schicksal oder die Notwendigkeit.
§ [34]
3. Aber daß der Geschichte ein Zweck zugrunde liegt, dies enthält der Glaube an die Vorsehung.
Existenz, Dasein hat unendlichen Wert - ob das Individuum untergeht oder sein sittlicher Zweck. - abstrakte Identität mit sich selbst Die Würde der geistigen Natur; ich lasse es mir gefallen; Identität mit sich selbst; ungebeugt, ohne Trost; [der] gemeine Trost verlangt Ersatz, jenes Zurückziehen in die Freiheit seiner selbst [eignet nur den] erhabenen sittlichen Naturen der Alten, [sie] empfinden menschlich den Schmerz, - nicht die leere, kalte Großmütigkeit, Aufopferung der Romanen; - Chor macht die Mitte, die ruhige Reflexion aus. Das Sein als das objektive; die subjektive Reflexion zumeist aufgehoben. Ergänzung durch sich; - ohne alle subjektiven Zwecke, Reflexion und Sollen - Inhalt des Chors, für wen diese Anschauung, Reflexion des Ganzen? und die äußeren Umstände des Weltlaufs? ... [?] neuere, überhaupt die moralische Natur.
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