Über den Begriff Gottes
§ [1]
Gott ist 1. das Sein in allem Sein, das einfache Erste und Unmittelbare. Dies Sein ist nur die Abstraktion von aller Bestimmtheit, das Unbestimmte, Bewegungslose. [am Rand:] Inbegriff aller Realitäten
§ [2]
2. Das Sein ist Wesen. Das reine Sein ist nämlich nicht die äußerliche Negation aller Bestimmtheit, sondern es ist an ihm selbst das Einfache, die negative Beziehung auf sich; sich selbst bestimmende Reflexion.
§ [3]
Das Wesen scheint in sich selbst; es ist Grund der Existenz und erscheint; es offenbart sich als absolute Substanz. [am Rand:] Innerliche dasselbe, was das Äußerliche
§ [4]
Die absolute Substanz ist unmittelbare Einheit der Reflexion in sich und des Scheinens in Anderem oder, in anderen Bestimmungen, die Einheit des Denkens und Seins, so daß alles, was sich als ein einzelnes denkendes oder existierendes Wesen davon abscheidet, nur ein selbstloses Moment oder Akzidens der einen Substanz ist.
§ [5]
Die Substanz ist Macht und Notwendigkeit. Als Reflexion ist sie das Unterscheiden ihrer von sich selbst und das Bestehen verschiedener Dinge, - die absolute Güte. Aber die besonderen Dinge sind nur vorübergehend, jedes Ding ist ein verschiedenes, als getrennt vom Ganzen; aber sein Bestehen ist das Ganze, und daran hat es zugleich seine Notwendigkeit; es kehrt in seine Auflösung zurück, - die absolute Gerechtigkeit.
§ [6]
Insofern Gott nur als Substanz gefaßt wird, so hat er keine von seiner akzidentellen Wirklichkeit unterschiedene Existenz; so wie umgekehrt das Einzelne nur an sich, nicht aber für sich selbst Ganzes, überhaupt nicht in seiner Individualität ein Selbstwesen ist. Gott ist in dieser Bestimmung blinde Notwendigkeit ohne Zweck und Willen.
§ [7]
3. Gott ist Subjekt; er ist das allgegenwärtige allgemeine Wesen oder die Substanz von allem, aber hat ebensosehr eine von ihrer Akzidentalität freie und eigentümliche Existenz, in der er an und für sich und Geist ist.
§ [8]
Gott ist der absolute Geist; nur insofern ist die Existenz der Welt nicht bloß seine Erscheinung - erscheint, ist nicht, wie er an und für sich selbst ist, sondern in seinem Anderssein -, sondern Schöpfung. Daß Gott Geist und Schöpfer ist, macht seinen Grundbegriff aus.
§ [9]
Die schöpferische Macht des Geistes besteht darin, daß er an und für sich ist und zugleich gegen sein Ansichsein für sich ist, daß er seine sich selbst gleiche Substanz, an der er die Materie hat, als Negatives seiner, als Äußerliches bestimmt und sich als absolutes Subjekt dagegen verhält.
§ [10]
Wie die Schöpfung, als die eine Seite der absoluten Tätigkeit Gottes, die negative Beziehung Gottes auf sein Wesen ist und er dadurch das Andere seiner setzt, so ist er ebenso die negative Beziehung auf dies sein Anderes und die ewige Versöhnung desselben mit sich, die Anschauung desselben als des seinigen, oder die ewige Liebe.
§ [11]
Die Freiheit des Menschen und das Böse in der Welt gehören der erschaffenen Natur an und drücken die eigene Entfremdung derselben oder ihre negative Natur gegen das göttliche Wesen aus; der Freiheit ist nur der Geist fähig, und Gott kann die Welt nur in der Geisterwelt lieben, die durch eigene Bestimmung sich zu ihm wendet.
Menschen [können von] unseligen [?] Geistern gequält werden - Glückseligkeit nicht Ziel des Endlichen Das natürliche Sein ist das Böse; und Gegensatz gegen den Geist. Die Menschen müssen sich die Natur als böse vorstellen; das Böse ist vorhanden, nicht durch sie. - Nicht: die Menschen müssen böse sein. Weil ich aber ein Mensch bin, will ich Gott loben. Notwendigkeit - Not Sporn zur Tätigkeit.
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